“Das Zellertal und seine Schleifen”
Heute starten wir in die letzte Schleife des Zellertalwegs.
Zellertalweg – Schleife 6
Ich empfehle, das Café Noisette in Monsheim als Ausgangspunkt für die sechste Schleife zu nehmen. Zum ersten kann man sich dort vor der Wanderung stärken – ich habe die selbstgemachte (!) vegane (!!) Leberwurst (!!!) mit Bauernbrot gekostet, köstlich! Zum zweiten ist das Café im Bahnhofsgebäude untergebracht, ÖPNV-Anschluss ist also gewährleistet. Und zum dritten könnte man sich im Café Noisette auch nach der Wanderung stärken.
Jetzt geht’s aber los, vor dem Bahnhof sehen wir die Wegweiser des Zellertalwegs. Wir wandern Richtung Mölsheim und gehen durch den Ort, über eine sehr pittoreske Pfrimmbrücke. Nach der Idylle gehen wir weiter durch Monsheim, hinter den letzten Häusern des Orts beginnen die Weinberge. Innerhalb kurzer Zeit kommen wir an einer merkwürdigen Steinhütte vorbei. Das ist ein Trullo, Mehrzahl Trulli. Der Ursprung dieser charakterstarken, runden Winzer-Häuschen ist die italienische Region Apulien. Angeblich haben lombardische Wanderarbeiter die weißen Steinhäuser in Rheinhessen eingeführt. Ich habe allerdings bei meinen Weinwanderungen in Rheinhessen so viele Trulli gesehen, dass ich den Verdacht habe, es ist umgekehrt – die Trulli sind eine rheinhessische Erfindung, die in Italien gerne kopiert wurde.
Wir wandern über die Bahnüberführung, danach an tausenden Rebstöcken vorbei. Man glaubt sofort, dass Rheinhessen das größte Anbaugebiet Deutschlands ist. Ein paar Zahlen: Knapp 3.000 Winzer hegen und pflegen 120 Millionen Weinstöcke, bestimmt eine Million davon sehen wir bei unseren Wanderungen auf dem Zellertalweg. Das muss man sich vorstellen, von 136 Gemeinden in Rheinhessen gibt es nur drei Orte, die nicht mit Weinbau zu tun haben. Wir gehen stetig, aber durchaus sportlich den Weinberg hinauf. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass wir in im Wingert eine Winzerin oder einen Winzer bei der Arbeit antreffen, die freuen sich über einen fröhlichen Wandergruß.
Wir erreichen Mölsheim und gehen durch den Ort mit sehr vielen Weingütern. Am besten meldet man sich telefonisch an, um die Weine zu verkosten, eine Flasche to go mitzunehmen oder ein paar Kisten für daheim zu bestellen. Am Ortsausgang erreichen wir die Weinrast mit Ausblick. Die Weinrast ist sozusagen der Balkon von Mölsheim. Unter Schatten spendenden Bäumen hat man einen prima Ausblick über das Zellertal, an der Weinbude kann man Rebensaft ordern. Die Weinrast wird an den Sonntagen von Juli bis Oktober abwechselnd von diversen Winzern aus dem Umland bespielt. Ein Glas Wein in der Hand mit dem Ausblick über die Rebstöcke, an denen diese herrlichen Weine gedeihen, das ist das Paradies auf Erden.
Direkt hinter der Weinrast folgen wir dem Wegweiser links Richtung Wachenheim, wir gehen durch die Weinberge hinunter ins Tal. Kurz vor der Pfrimm wenden wir uns links und kommen an der Neumühle vorbei, die schon seit einigen Jährchen nicht mehr ganz so neu ist. Wir wandern nun an der Pfrimm entlang, an Feldern und Weingärten. Die Unterquerung durch die Eisenbahnunterführung ist zurzeit leider gesperrt, aber eine Umleitung ist ausgeschildert. Schon bald sind wir wieder im Monsheim.
Schließlich erreichen wir wieder den Bahnhof und das Café Noisette. Schade, das war schon die letzte Schleife des Zellertalwegs. Aber man kann ja alle Schleifen auch von Ost nach West gehen – viel Spaß dabei!
Auszug aus dem Reisetagebuch von Manuel Andrack.